Interview mit Orthopädieschuhmachermeister Stefan Kempenich
(22.07.2015)
Frage: Wann haben sie sich das erste Mal für den Beruf des Orthopädieschuhmachers interessiert?
Kempenich: Während meines Maschinenbaustudium war ich bei meinem Orthopädieschuhmachermeister und habe Einlagen bekommen. Ich konnte damals in meinem Studium meine Ideenvielfalt und meinen Tüftlergeist nicht ausleben.
Er schwärmte mir von seinem Beruf vor:
- Ich kann mit Menschen arbeiten
- Ich kann Gutes tun und Lösungen für Menschen erarbeiten und präsentieren
- Ich werde immer neu gefordert
- Ich kann kreativ an Projekte rangehen
- Man kann individuelle Lösungen finden
- Man darf immer wieder neue Aufgaben bewältigen
Weil mir das gefiel, traf ich die Entscheidung, selber Orthopädieschuhmacher zu werden.
Frage: Lieben Sie Schuhe?
Kempenich: Meine Kindheit war durch das elterliche Schuhgeschäft geprägt. Das war ganz normal. Merkwürdigerweise habe ich erst einmal keine Verbindung gesehen. Ich war von dem technischen Aspekt dieses Handwerks fasziniert.
Frage: War es also vor allem die Technik, die Sie interessierte?
Kempenich: Es ging mir darum, mit meinen Händen und gutem Werkzeug etwas zu erschaffen.
Menschen zu helfen und Dinge zu konstruieren wurden immer mehr zu meiner Vision.
Während der Ausbildung erkannte ich dann, dass neben dem technischen Wissen, das mir beigebracht wurde, das Wissen um Fußgesundheit sehr viel mehr Facetten hat als Einlagen bauen und Schuhveränderungen vorzunehmen:
Fußpflege, Fußreflexzonenmassage, Akupunkturpunkte und die ganzheitliche Betrachtungsweise des Menschen gehörten natürlich nicht zur Ausbildung. Ich habe in diese Bereiche trotzdem hineingeschaut, weil mir bewusst wurde, dass ich damit einen besseren Zugang zu den Füßen meiner Kunden bekommen kann.
Frage: Warum fertigen Sie nicht mehr auf Krankenkassen-Rezept?
Kempenich: Ich lege meine Messlatte sehr hoch und nehme mir ausreichend Zeit um die Füße meiner Kunden sehr gut kennen zu lernen. Auch bei der Qualität der ausgesuchten Materialien zur Herstellung der orthopädischen Einlagen und bei der Passgenauigkeit gebe ich mich nicht mit dem zufrieden, was von der Krankenkasse als “ausreichend, zweckmäßig, funktionell und wirtschaftlich” bezahlt wird.
Frage: Sind Sie ein Perfektionist?
Kempenich: Früher war das ganz extrem. Ich habe in den letzten 10 Jahren erkennen dürfen, dass es 150% nicht gibt.
Durch meine Mentoren durfte ich lernen, dass 100% Perfektion selten erreichbar ist und ich mich auch mit 96% Perfektion zufrieden geben darf. Doch das fällt mir mitunter schwer, weil ich immer versuche, das Optimum zu erreichen.
Frage: Was sagen Ihre Kunden dazu?
Kempenich: Wenn sie mich noch nicht kennen, sind sie erst einmal irritiert. Wenn sie beginnen nachzudenken, kommen sie zu dem Schluss, wie wichtig es ist in ihre Gesundheit zu investieren.
Wenn sie mich kennengelernt und meine Art zu arbeiten schätzen gelernt haben, bekomme ich von meinen Kunden oft zu hören:
“Herr Kempenich, ich bin glücklich, dass ich Sie kennen lernen durfte und ich bin froh, dass es Sie gibt!“
„Vielen Dank, dass Sie mir wieder so gut geholfen haben.“
„Auch wenn noch alles an meinen Einlagen gut ist und es meinen Füßen gut geht, komme ich immer wieder gerne zur Kontrolle zu Ihnen.”
Frage: Woher kommen Ihre Kunden?
Kempenich: Die meisten kommen aus Hessen oder Rheinland-Pfalz. Ich habe aber auch Kunden, die aus dem Raum München, Berlin, Hamburg, Leipzig, dem Ruhrgebiet, dem Vogelsberg oder Buxtehude zu mir anreisen. Meistens liegt es daran, dass meine Kunden mich auch in ihrem Urlaub oder bei ihrer Verwandtschaft weiter empfehlen.
Frage: Warum empfehlen Sie Fußtraining?
Kempenich: Wer nicht an und mit seinen Füßen arbeitet, kann nicht erwarten, dass Einlagen die Fußmuskulatur verbessern. Einlagen sind Mittel zum Zweck. Das Fußtraining kann mit dazu beitragen, dass meine Kunden irgendwann keine stützenden oder korrigierenden Einlagen mehr brauchen.
Frage: Was gefällt Ihnen am besten an Ihrer Vorgehensweise?
Kempenich: Ich arbeite nicht an den Menschen, sondern mit den Menschen. Gemeinsam suchen wir die beste Lösung für ihr Problem. Ich bringe mein ganzes Wissen ein und zeige auch alternative Möglichkeiten auf. Egal, wie der Kunde sich entscheidet: ich unterstütze ihn, soweit ich kann.
Wenn ich meinen Kunden helfen kann, Ihre Fußschmerzen in den Griff zu bekommen, ist das für mich die größte Freude.
Vielen Dank für das Gespräch!
Das Interview führte Gabriele Ermen, Einfühlsames Marketing
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